Wie sich die öffentlichen-rechtlichen Medien für die Meinung der Bürgerinnen und Bürger öffnen können, erörtert Holger Klein auf der Digitalmesse re:publica im radioeins-Interview mit dem Mediensoziologen Volker Grassmuck. Darin geht es insbesondere darum, wie sich die weitläufige Kritik an den öffentlich-rechtlichen Medien konstruktiv umsetzen ließe und es gleichzeitig gelingen kann, sie kontinuierlich weiterzuentwickeln.
8. Mai 2018
Öffentlich-rechtliche Medien nicht abschaffen, sondern Bürger*innen beteiligen!
Der
Hintergrund ist, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk schon seit geraumer
Zeit in die Kritik gerät. „Monopolstellung“ im Medienmarkt und „Zwangsgebühren“
für die Bürger*innen sind Stichwörter, die man in dem Zusammenhang häufig zu
hören bekommt. Es darf allerdings nicht vergessen werden, dass es genau diese
Gelder sind, die die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihre journalistische
Unabhängigkeit garantieren. Viel problematischer scheint jedoch die Machtposition
des Rundfunkrates hinsichtlich der Programmgestaltung zu sein, weil dieser bei
einigen Rundfunkanstalten mit 50% durch Staatsvertreter besetzt ist. Das
Bundesverfassungsgericht hat jedoch festgestellt, dass die Konstruktion genau
dann verfassungswidrig ist, wenn die Staatsvertreter an Überhand gewinnen. Widerspiegeln
soll er nämlich eigentlich einen Querschnitt der Bevölkerung (z.B.
Gewerkschaften, Frauenverbänden oder Religionsgemeinschaften).
Eine
mögliche Antwort auf diesen Zwist hat Volker Grassmuck und die heißt: Beteiligung!
Um es genauer zu sagen: Online-Beteiligung. Und zwar so, dass die Bürgerinnen
und Bürger nicht nur mitreden, sondern auch mitentscheiden können. Unsere
Beteiligungssoftware Adhocracy wird darin als konkreter Vorschlag genannt. Denn
schließlich ließe sich eine konstruktive und informierte Diskussion mittels
einer Plattform im Internet generieren, indem der Beteiligungswille des
Auftraggebers – und das sind letztlich die Beitragszahler*innen selbst –
kanalisiert würde. Wie wir anhand von Projekten wie OPIN oder auch meinBerlin zeigen, sind digitale Werkzeuge wie Brainstorming und auch die kollaborative
Textarbeit (z.B. von Gesetzestexten oder Konzeptentwürfen) bestens dafür
geeignet, Bedürfnissen gegenüber dem Status quo Ausdruck zu verleihen und sie
dauerhaft in Prozesse einzubinden. Eine Online-Beteiligungsplattform würde
den Bürgerinnen und Bürgern die Chance gegeben, „den Auftrag kontinuierlich zu
überprüfen“, schlussfolgert Volker Grassmuck. Ganz im Sinne einer begleitenden
Beobachtung, könnte so das Programm der öffentlich-rechtlichen Medien gestaltet
werden und der Rundfunkrat um ein Bürgergremium erweitert werden.
In einem ersten Schritt plant Volker Grassmuck nun die Umsetzung eines breiten Beteiligungsprozesses für die Entwicklung von konkreten Ideen für die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien. Darüber hinaus sollte es auch für sie selbst eine Zukunftsaufgabe sein, Bürgerinnen und Bürgern gestalterischen Input zu gewähren und ihnen die Möglichkeit zu geben, über die öffentlich-rechtlichen Medienprogramme mitentscheiden zu können.
Hier könnt Ihr den ganzen Beitrag des Rundfunks Berlin-Brandenburg hören.